Die neue Redlichkeit. Werte für unsere Zukunft

15.05.2007

Die neue Redlichkeit. Werte für unsere Zukunft

Rupert Lay, Ulf D. Posé

Redlichkeit zeigt sich letztlich im Handeln des Menschen, dann, wenn es voll verantwortet wird. – Diese Tatsache ins Gedächtnis zu rufen war wohl auch ein Grund für das neueste Buch von Rupert Lay, Jesuitenpater, Managementtrainer und ethische Instanz, das er zusammen mit Ulf D. Posé, Präsident des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft e.V. geschrieben hat. Hier wird Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ins Stammbuch geschrieben, welche Redlichkeit notwendig ist, um auch in Zukunft glücklich und erfolgreich leben zu können.  

Wie jedoch sieht die Wirklichkeit aus? In einer Fülle von Beispielen beschreiben die Autoren in der von Rupert Lay gewohnten schonungslosen Analyse die vielfältigen Arten heutiger Unredlichkeit. Dabei wird dem Leser klar, wie leicht wir in die Falle der Unredlichkeit tappen. Erschwerend kommt hinzu, dass unredliches Handeln häufig nicht mehr als solches erkannt, stattdessen aber für redlich gehalten wird.  

Drei Voraussetzungen sind es, die man, will man redlich handeln, erfüllen muss. Erstens gilt es, unterscheiden zu können zwischen Gewissheit und Wahrheit. Die eigene Gewissheit, also das eigene Konstrukt, für Wahrheit zu halten, für Realität, ist eine der wichtigsten Ursachen für Unredlichkeit. Zweitens bedarf es der Erkenntnis aus der Aristotelischen Regel, nicht nur von Gefühlen zu einer Sache zu reden, sondern auch von der Sache selbst: Der redliche Mensch kann sagen, worüber er spricht. Zum Dritten sollte man lernen, etwas nur dann zu glauben, wenn eine dieser Bedingungen erfüllt ist: Entweder zwei unterschiedliche Quellen mit unterschiedlichen Interessen berichten Gleiches oder eine Quelle berichtet etwas, das gegen ihr eigenes Interesse spricht.

Über den ersten Teil, der beschreibt, welches Verhalten im Laufe der Geschichte als redlich galt kommen die Autoren im Weiteren zur Darstellung der neuen Unredlichkeit auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens. Dabei wird ein Problem deutlich: Den Menschen ist nicht klar, dass die neue Unredlichkeit etwas mit Wertlosigkeit zu tun hat. Es gibt Werte; jedoch die heute bestimmenden sind Ansehen, Erfolg und Macht. Dies gilt an erster Stelle für die Wirtschaft, danach folgt die Politik. Dass zum Nehmen naturgemäß auch ein Geben gehört scheint nicht selten vergessen zu werden – das ist unredlich. Haben, haben, haben – mehr Macht, Einfluss, Geld – darin liegen neben dem Wertewandel und –verfall bedeutsame Ursachen unserer Unredlichkeit.  

Der dritte Teil wird dem Untertitel ‚Werte für unsere Zukunft’ in hohem Maße gerecht, indem er eine Fülle von Beispielen einer neuen Redlichkeit für alle Lebensbereiche aufzeigt. Rupert Lay sagt in seiner Biophilie-Maxime: „Handle stets so, dass durch Dein Handeln eigenes und fremdes personales Leben eher gemehrt als gemindert wird.“  

Dieses Buch hat ein Höchstmaß an Durchsetzungskraft und Akzeptanz verdient. Lesen wir es, um die Chancen zu einer neuen Redlichkeit für gute Arbeit und erfolgreiches Leben zu erkennen und zu nutzen. Für Entscheider auf allen Ebenen sollte es Pflichtlektüre sein.

(Erschienen im Trainer-Kontakt-Brief 6/06 Nr. 55)