Qualität – Transparenz – Integrität

01.09.2007

Qualität – Transparenz – Integrität

von Klaus Dannenberg

Qualität – Transparenz – Integrität

»Sie können in Deutschland keinen Liter Milch kaufen, ohne dass draufsteht, was drin ist. Aber es gibt Seminare, die die Psyche des Menschen elementar verändern, ohne dass die Anbieter sagen müssen, welche Ausbildung sie haben, welche Methoden sie anwenden, welches Ziel ein Seminar hat und wie viele Seminare ich brauche, um das Ziel erreichen zu können«, so Renate Rennebach, 1996, Mitglied der Enquete-Kommission des deutschen Bundestags »So genannte Sekten und Psychogruppen «. Eine Aussage, die ebenfalls für einen nicht geringen Teil der Weiterbildung in Deutschland galt und nicht selten auch noch heute zutrifft.

(Erschienen in: Grundlagen der Weiterbildung GdWZ 5/04)

ORGANISATIONEN FINDEN SICH ZUSAMMEN – ETHIK IN DER WEITERBILDUNG ALS VERBINDENDES ELEMENT

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre fanden sich elf Verbände, Vereine und Organisationen der Weiterbildungsanbieter und Methodenverbände zum »Kooperationstreffen der Weiterbildungsorganisationen« zusammen.

Dazu gehörten Mitgliedsorganisationen für Trainer, Berater und Coaches, verschiedene Methodenverbände, sowie weitere Vereine aus dem Bereich der Weiterbildung. Aus dem Kooperationstreffen der Weiterbildungsorganisationen ging im Jahre 2002 der »Dachverband  der Weiterbildungsorganisationen e.V. « (DVWO) mit zwei zusätzlichen Verbänden hervor.

Die anfänglichen Wünsche, sich kennen zu lernen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen wurden recht bald von dem Wunsch, Ordnungskriterien zu finden, die zu mehr Übersicht, Transparenz und Klarheit im großen Markt der Weiterbildung führen könnten, ergänzt. Die Bemühungen der Politiker, über den Bundesrat eine gesetzliche Regelung für Weiterbildungsmaßnahmen zu schaffen, ließen den Wunsch nach berufsständischer Selbstregulierung wachsen. Es entstand eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, die nach gut drei Jahren ein erstes sichtbares, für den Markt der Weiterbildungsanbieter bahnbrechendes Ergebnis brachte. Unter fachlicher Beratung von Juristen, Politikern, Theologen und Institutionen, die sich mit Ethik befassen, schufen sie den »Berufskodex für die Weiterbildung « und gründeten ein Ethik-Forum, das im Oktober 2000 als »Forum Werteorientierung in der Weiterbildung e.V.« (FWW) ins Leben gerufen wurde.

EIN BERUFSKODEX FÜR DIE WEITERBILDUNG

Im Weiterbildungsmarkt, in dem sich jeder tummeln darf, in dem es keine gesetzlichen Regelungen oder geregelten Zugänge und keine allgemein anerkannte Ausbildung für die Anbieter gibt, kam es fast zwangsläufig zu Auswüchsen, zu Scharlatanerie, zu Maßnahmen mit unqualifizierten TrainerInnen und manch anderen fragwürdigen Erscheinungen. Dies beschwor Gefahren herauf, die für beide Seiten, Anbieter und Nachfrager, Unsicherheiten und Nachteile brachten. Die Qualität ließ zu wünschen übrig. Die richtigen Anbieter zu finden wurde immer schwieriger. Häufiger wurde moniert, dass Seminare nicht den gewünschten Erfolg bringen. Immer deutlicher wurden die Hinweise, dass die Relationen von Kosten und Nutzen nicht stimmen. Zusätzlich beeinflusst durch die gleichzeitig schwieriger werdende gesamtwirtschaftliche Entwicklung waren Stagnation und sogar Rückgang die Folgen. Der Wettbewerb unter den Anbietern wurde härter. Zugeständnisse wurden gemacht, die weder in ideeller noch in finanzieller Hinsicht vertretbar waren. Fragen nach dem von Trainern gelebten Menschenbild und nach den sie leitenden Werten wurden gestellt. Vor diesem Hintergrund wurde das Fehlen einer ethisch-moralischen Basis für die Weiterbildung deutlich. Mit dem »Berufskodex für die Weiterbildung«, auf den sich die Mitglieder der Mitgliedsorganisationen des Forum Werteorientierung in der Weiterbildung e.V. verpflichten, ist nun erste Abhilfe geschaffen. Der Berufskodex besteht aus einer Präambel und sechs Artikeln, die im Einzelnen näher ausgeführt werden. Er wird als eine Zusammenfassung ethischer Richtlinien verstanden, die einerseits die ethische Basis der Weiterbildungsanbieter darstellt, zu der sie sich verpflichtet haben. Anderseits weist der Berufskodex auf die Verantwortung des Berufsstands gegenüber der Gesellschaft hin, gibt Regeln für den Umgang der Weiterbildner untereinander und fordert zur Wahrung und Förderung des Ansehens ihres Berufsstands durch ihr Auftreten und ihre Arbeitsweise auf. Erstmalig wird mit diesem Berufskodex eine sehr breite Basis von Trainern, Beratern und Coaches erreicht; immerhin repräsentieren die angeschlossenen Organisationen etwa 15.000 Mitglieder.

BESCHWERDESTELLE DES FORUM WERTEORIENTIERUNG

Der Berufskodex und das zugehörige Siegel sind allein noch keine Garanten für in jedem Fall zufrieden stellende Leistungen. Mit der schriftlichen Anerkennung des Berufskodex und dem Erhalt des Siegels »Qualität – Transparenz – Integrität« hat der Trainer erst einmal seine Absicht erklärt, sich in seiner Arbeit nach dem Kodex zu richten. Erst durch die schriftliche Verpflichtung, sich im Konfliktfall der Beschwerdeordnung des Forum Werteorientierung zu unterstellen – die hierzu eine Beschwerdestelle eingerichtet hat – und ihre Entscheidung anzuerkennen, wird der Berufskodex als Verbraucherschutzinstrument wirksam. An die Beschwerdestelle kann sich jede Person wenden, die der Auffassung ist, es liege ein Verstoß gegen den Berufskodex vor. Die Beschwerde ist für den Beschwerdeführer kostenlos.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass Kontrahenten sich an das »Schiedsgericht der Weiterbildungswirtschaft« wenden, das in der Trägerschaft des Forum Werteorientierung die Aufgabe hat, Streitigkeiten zwischen Auftraggebern und Trainern jenseits staatlicher Gerichtsbarkeit zu lösen. Dazu wird ein Schlichtungsverfahren angeboten, nach dessen Scheitern die Möglichkeit zu einem schiedsgerichtlichen Verfahren besteht.

Nach den Erfahrungen der ersten Jahre kann gesagt werden, dass der Markt durch das Forum Werteorientierung in der Weiterbildung e.V. offener, transparenter und sensibler für die Förderung des Qualitätsgedankens geworden ist. Anbieter die im enger werdenden Markt überleben wollen, stellen sich den Forderungen nach ethischem Handeln und legen offen, aus welcher Haltung heraus sie ihrer Aufgabe nachkommen. Nachfrager erhalten mehr Sicherheit und Teilnehmer mehr Schutz.

»Berufskodex für die Weiterbildung«

  • Artikel 1: (Erklärung zum Menschenbild) Die Weiterbildenden gehen in ihrer Tätigkeit von einem Menschenbild aus, das in der Werteordnung der Menschenrechte wurzelt.
  • Artikel 2: (Zum Selbstverständnis der Weiterbildenden) Die Weiterbildenden beteiligen sich an der Entwicklung der Gesellschaft und unserer Welt. Sie übernehmen dabei eine besondere Verantwortung.
  • Artikel 3: (Zum Verhältnis Weiterbildner – Trainingsteilnehmer) Die Weiterbildenden kommen ihrer besonderen persönlichen und sozialen Fürsorgepflicht gegenüber ihren Trainingsteilnehmenden nach.
  • Artikel 4: (Zum Verhältnis Weiterbildungsanbieter– Nachfrager/Auftraggeber) Die Weiterbildenden sehen sich gegenüber Nachfragenden ihrer Leistungsangebote zu den Prinzipien der Wahrheit, Klarheit und Vertraulichkeit verpflichtet.
  • Artikel 5: (Zum Verhältnis der Weiterbildenden untereinander) Das Verhältnis der Weiterbildenden untereinander soll gekennzeichnet sein von Respekt und Kollegialität, von Fairness und Kooperationsbereitschaft.
  • Artikel 6: (Zum Verhältnis Weiterbildner und Berufsstand) Die Weiterbildenden wahren und fördern durch ihr Auftreten und ihre Arbeitsweisen das Ansehen des Berufsstandes.

Nähere Informationen zu den Artikeln unter: www.forumwerteorientierung.de

Literatur

Endbericht der Enquete-Kommission »Sogenannte Sekten und Psychogruppen«, (Deutscher Bundestag, 13. Wahlperiode, Drucksache 13/10950 v. 09. 06. 98)

Forum Werteorientierung in der Weiterbildung e.V. (FWW) www.forumwerteorientierung.de

Dachverband der Weiterbildungsorganisationen e.V. (DVWO) www.dvwo.de

Klaus Dannenberg war seit 1979 erfolgreich als Verhaltenstrainer, Coach und Unternehmensberater tätig. Der gelernte Industriekaufmann engagierte sich viele Jahre als Vizepräsident und Präsident des FWW, im DVWO und im “Trainertreffen Deutschland” und verfügte über zahlreiche Kontakte zu Weiterbildnern und Unternehmenern.